Verstopfung bei Kindern
Ernährung und Psyche sind der Dreh- und Angelpunkt der kindlichen Verdauung. So können Sie helfen, wenn es einmal hakt
Ihr Kind hat Verstopfung? Als Eltern tut es einem in der Seele weh, wenn der Dreijährige mit hochrotem Kopf auf dem Töpfchen sitzt und sich erfolglos abmüht. Oder wenn die Achtjährige jeden Abend über Bauchschmerzen klagt, weil tagsüber nichts ging. Bei Verstopfung bei Kindern spielt neben der Ernährung die Psyche eine große Rolle. Mit dieser Behandlung sorgen Sie für Erleichterung.
Wenn das Kind Verstopfung (Obstipation) hat, wird das für Eltern schnell zur Belastungsprobe: Sie sorgen sich um den geliebten Nachwuchs, der sich noch nicht selbst zu helfen weiß und seinem Unwohlsein ausgeliefert ist. Durchwachte Nächte sind angesagt, wenn das weinende Baby oder Kleinkind mit Bauchschmerzen nicht schlafen kann. Die meisten Eltern können ein Lied davon singen. Natürlich wollen Sie dem oder der Kleinen so schnell und so sanft wie möglich helfen. Die gute Nachricht ist: Es gibt viel, was Sie tun können, und nur selten steckt hinter einer Verstopfung bei Kindern eine ernste Ursache.
Kleine Leute, große Verdauung – Verstopfung bei Kindern
Wussten Sie, dass es vom Alter abhängt, wie oft wir aufs Klo müssen? Kinder und Erwachsene haben durchschnittlich ein- bis dreimal am Tag Stuhlgang, aber auch ein Toilettengang alle zwei Tage ist absolut in Ordnung. Bei gestillten Säuglingen ist die Spannbreite dagegen viel größer: Sie reicht von einmal pro Woche bis fünfmal am Tag. Sprich: Es gibt keine allgemeine Regel dafür, wie häufig ein Kind Stuhlgang haben sollte. So lange der Dreikäsehoch zufrieden ist und keine Zeichen von Unwohlsein zeigt, ist eine leere Windel oder ein unbenutztes Töpfchen kein Drama.
Viel wichtiger als die Häufigkeit der Stuhlentleerung ist das allgemeine Befinden Ihres Kindes beim Aufsuchen der Toilette oder beim In-die-Windel-Machen. Erinnert der Stuhl eher an kleine, trockene Kaninchenköttel oder harte Klumpen? Kann er nur unter Schmerzen oder mit starker Anstrengung rausgepresst werden? Dann – nennen wir das Kind beim Namen – hat Ihr Sohn oder Ihre Tochter Verstopfung. Werfen Sie daher gerade bei kleineren Kindern immer mal wieder einen Blick auf den Stuhl. (Beim Windelwechsel sehen Sie es ohnehin.) Was Sie natürlich nicht sehen können, ist, ob der Darm vielleicht nur unvollständig entleert werden konnte. Auch das kann auf die Dauer unangenehm für Ihr Kind werden, wenn sich nämlich größere Stuhlmassen im Enddarm ansammeln. Fühlt sich der Sprössling hingegen leicht und frei wie eine Fee (oder Batman), läuft vermutlich auch die Verdauung rund.
Die liebe Psyche oder: Warum bekommen Kinder Verstopfung?
Kinder sind feinfühlig, und auch der Darm ist ein Sensibelchen. Genau wie bei uns Erwachsenen kann sich auch bei Kindern empfundener Stress oder eine Änderung der Lebensumstände negativ auf die Verdauung auswirken. Das können Änderungen im gewohnten Tagesablauf sein: die erste Woche im Kindergarten, eine Urlaubsreise, ein aufregender Übernachtungsbesuch. Auch ein Umzug oder die Geburt eines Geschwisterchens bringen den kleinen Darm leicht aus dem Takt. Ebenso können eine Krankheit, bei der das Kind das Bett hüten muss, oder eine Behandlung mit Antibiotika oder anderen Medikamenten eine Verstopfung zur Folge haben.
Sprechen Sie in Ruhe mit Ihrem Kind, erklären Sie die Umstände und nehmen Sie die Angst.
Verstopfung bei Kindern: Das können Sie tun
Leidet das Kind, leiden viele Eltern oft mit. Das Gefühl von Hilflosigkeit taucht auf. Doch Sie als Eltern können einiges tun, um Ihrem Kind wieder zu unbeschwertem Stuhlgang zu verhelfen.
Den wunden Po pflegen
Schon kleine Kinder verkneifen sich oft den Gang zur Toilette, wenn sie zu sehr ins Spiel vertieft oder in ungewohnter Umgebung sind – auch wir Erwachsene kennen das „Nicht-mein-Klo-Syndrom“. Babys und Kleinkinder unterdrücken den Stuhl, wenn sie unter einem wunden Po leiden und die Darmentleerung daher nur unter Schmerzen möglich ist. In diesem Fall ist es neben einer guten Pflege des Pos (etwa mit einer Wundschutzsalbe) sinnvoll, sanft nachzuhelfen.
Die richtige Ernährung für Kinder mit Verstopfung
Bei Säuglingen herrscht nach der Umstellung von Mutter- auf Flaschenmilch oder mit dem Beginn des Zufütterns von Brei oder Beikost oft erst mal Ebbe in der Windel. Der kleine, sensible Darm muss sich auf das neue Nahrungsangebot einstellen, das er vorher noch nie verarbeiten musste. In der Regel gelingt ihm das aber ganz gut, er ist ja schließlich Profi.
Grundsätzlich ist eine gesunde Ernährung das A und O einer problemlosen Verdauung – das gilt für Kleine ebenso wie für Große. Zu wenig Ballaststoffe und zu wenig Flüssigkeit machen dem Darm das Leben schwer. Kinder, die zu viele Bananen, Weißbrot, Kuchen und Schokolade essen, sich wenig bewegen und nicht genug trinken, werden von der Verstopfung besonders gern herausgepickt.
Achten Sie daher darauf, dass Ihr Kind immer genug trinkt – und damit ist nicht der große Becher Kakao zum Frühstück gemeint, sondern Wasser, ungesüßter Früchtetee oder Fruchtsaftschorlen (am besten Apfel-, Birnen- oder Pflaumensaft). Gemüse, Obst und Vollkornprodukte (z. B. Vollkornbrei) kurbeln die Verdauung an, auch mild gesäuerte Milchprodukte wie Buttermilch, Joghurt oder Kefir sind Balsam für den Kinderdarm. Ein Tipp fürs Kochen: Verwenden Sie Olivenöl anstelle von Butter, Margarine oder Sonnenblumenöl. Das tut der ganzen Familie gut! (Genauso wie übrigens Bewegung, am besten an der frischen Luft. Auch damit bringen Sie einen müden Darm wieder auf Trab.)
Tipps & Tricks für eine kinderleichte Verdauung
Ist die akute Verstopfung bereits da, können Sie mit Hausmitteln einiges tun, um dem Darm Ihres Kindes einen kleinen Schubs zu geben. Wenn Ihr Nachwuchs Trockenfrüchte mag, haben Sie das große Los gezogen. In Verbindung mit ausreichend Flüssigkeit bringen sie die kindliche Verdauung wieder in Schwung. Alternativ können Sie eingeweichtes Dörrobst kleingeschnitten ins Müsli oder den Haferbrei mischen. Auch Pflaumen-, Birnen- oder Apfelmus, Leinsamen oder Flohsamen machen den Darminhalt wieder weich und geschmeidig. Ihr Kind liebt Sauerkraut? Jackpot! Der saure Begleiter regt die Verdauung an und sorgt durch seine Milchsäurebakterien langfristig für eine gesunde Darmflora. Viele schwören auch auf Probiotika, auch wenn deren Nutzen bei Kindern etwas umstritten ist. Am besten fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin. Auch sanft Abführmittel mit Macrogrol können helfen. Macrogol wird vom Körper nicht verstoffwechselt, weshalb es besonders schonend wirkt und auch bei Kindern angewendet werden kann. Sprechen Sie auch hier vorher mit dem behandelnden Arzt.
Übrigens: Mit pflanzlichen Anti-Verstopfungs-Mitteln wie Sennesblättern, Faulbaumrinde oder Rhabarberwurzel sollten Sie Ihr Kind nicht in Eigenregie, sondern nur unter ärztlicher Aufsicht behandeln. Sonst könnten Sie wegen der nicht unerheblichen Nebenwirkungen eventuell das Kind mit dem Bade ausschütten. Ausgiebig verwöhnen dürfen Sie den Knirps hingegen mit sanften Bauchmassagen oder einer Wärmflasche.
Kinderleichte Übungen gegen Obstipation
Mit spielerischen Übungen können Sie die Verdauung Ihres Kindes anregen. Machen Sie am besten direkt mit beim Zoo-Spiel, dann macht es doppelt Spaß:
Der Käfer
Alle legen sich mit dem Rücken auf den Boden, die Beine werden in die Luft gestreckt. Strampeln Sie jetzt mit den Beinen um die Wette. Diese Übung stimuliert die unteren Bauchmuskeln, was die Verdauung fördert.
Die Ente
Bei dieser Übung gehen Sie und Ihr Kind in die Hocke. Watscheln Sie jetzt zusammen durch den Raum. Die Muskeln im Bauch entspannen. Gleichzeitig wirkt diese Position verdauungsfördernd, da der Enddarm nicht abgeknickt wird.
Diese Position kann auch auf der Toilette hilfreich sein: Schieben Sie Ihrem Kind einen Hocker unter die Füße, sodass die Beine leicht erhöht stehen.
Das Krokodil
Bei dieser Übung legt sich Ihr Kind auf den Bauch, die Hände liegen unterstützend unter der Stirn. Abwechselnd wird jetzt ein Bein gehoben und wieder gesenkt. Das Krokodilmaul schnappt zu. Zur Motivation: Strecken Sie ihre Hände immer wieder dazwischen, das Krokodil muss versuchen diese zu fangen.
Auch andere Bewegungsarten wie schwimmen, Fahrradfahren oder Trampolinspringen helfen der Stuhlentleerung auf die Sprünge.
Toilettentraining
Je nach Alter des Kindes erklären Sie ihm mit einfachen Worten die Darmfunktion, damit das Kind eine Vorstellung davon bekommt, was da im Bauch los ist. Erinnern Sie Ihr Kind an den Toilettengang beispielsweise nach dem Essen oder wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind verkneift sich den Gang. Sprechen Sie Lob aus, wenn es so weit ist, damit Ihr Kind mit dem Besuch des stillen Örtchens etwas Positives verbindet. Einläufe oder Klistiere sollten Sie vermeiden, da diese für Kinder oft schmerzhaft sind und der Stuhlgang damit negativ assoziiert wird.
Zuletzt: Haben Sie Geduld. Es braucht seine Zeit und kann mehrere Monate dauern, bis die Verdauung wieder in geregelten Bahnen verläuft. Gerade wenn Ihr Kind schon länger unter Obstipation leidet, kann es eine Weile dauern, bis sich das Geschäft wieder normalisiert.
Wann zum Arzt?
Wenn Ihr Kind länger als fünf Tage keinen Stuhlgang mehr hatte, über Bauchschmerzen klagt oder andere Symptome wie Fieber oder ein sichtbar aufgeblähter Bauch hinzukommen – ab zum Kinderarzt oder zur Kinderärztin, bevor es gefährlich wird! Das Gleiche gilt, wenn Sie die Verstopfung einfach nicht in den Griff bekommen. Auch wenn immer wieder kleine Mengen Kot in der Unterhose landen, ist ein Besuch beim Arzt nicht verkehrt. (Es mag paradox klingen, aber dieses Malheur kann durchaus die Folge einer Obstipation sein: Wenn sich besonders viel Stuhl im Darm angesammelt hat, kann dieser überlaufen – man spricht tatsächlich von „Überlaufstuhl“.)
Natürlich sollten Sie auch bei Verdacht auf eine chronische Verstopfung ärztlichen Rat einzuholen. Von einer chronischen Verstopfung spricht man, wenn das Kind über einen Zeitraum von drei Monaten seltener als jeden zweiten Tag aufs Klo geht und dabei nur unter Anstrengung und Schmerzen harte Stuhlballen ausscheidet. Dann sollte zur Sicherheit abgeklärt werden, ob nicht vielleicht eine Milch- oder Lebensmittelunverträglichkeit wie Zöliakie, eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine ernst zu nehmende Krankheit wie etwa Morbus Hirschsprung (eine seltene erbliche Darmkrankheit) hinter den Beschwerden steckt. Das allerdings ist zum Glück nur in den seltensten Fällen der Fall.
Was hilft gegen Verstopfung bei Kindern?
Bereiten Sie Ihrem Kind ballaststoffreiche Kost zu und achten Sie darauf, dass es ausreichend trinkt. Pflegen sie einen wunden Po und führen Sie mir Ihrem Kind leichte Übungen durch, um die Verdauung anzuregen. Ermutigen Sie das Kind und schaffen Sie Ängste aus der Welt, da oft die Psyche eine entscheidende Rolle spielt.
Was kochen bei Verstopfung bei Kindern?
Eine wärmende Suppe füllt den Flüssigkeitshaushalt auf und wirkt gleichzeitig beruhigend auf den Darm. Servieren Sie Ihrem Kind Sauerkraut, Vollkornprodukte und Trockenobst. Stopfende Lebensmittel wie weißmehlhaltige Produkte sollten erstmal vom Speiseplan gestrichen werden.
Kann Macrogol bei Kindern angewendet werden?
Ja, Macrogol darf aufgrund seiner schonenden Wirkweise bei Kindern angewendet werden. Sprechen Sie davor allerdings zu Sicherheit immer mit einem Arzt oder einer Ärztin. Carimera Duo darf bei Kindern ab einem Jahr angewendet werden, Carimera Plus eignet sich für Kinder ab sechs Jahren.
Quellenverzeichnis
Verstopfung (01.08.2018). Abgerufen am 13.04.2021 über https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/verstopfung/was-ist-eine-verstopfung/
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (2019). Mein Kind hat Verstopfung. Abgerufen am 14.04.2021 über https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-verstopfung
Feichter, M. (16.10.2018). Verstopfung. Abgerufen am 13.04.2021 über https://www.netdoktor.de/symptome/verstopfung/
Verstopfung bei Kindern wird häufig unterschätzt. Interview mit Dr. Stephan Buderus, Bonn, und Dr. Axel Enninger, Stuttgart (ohne Datum). Abgerufen am 13.04.2021 über https://www.der-niedergelassene-arzt.de/medizin/kategorie/medizin/verstopfung-bei-kindern-wird-haeufig-unterschaetzt