Was sind eigentlich Blähungen?
Stinknormaler Pups oder angeschlagener Darm?
Blähungen sind leider immer noch ein Tabuthema, doch das war nicht immer so. Früher nahm man den Pups mit Humor. Herzogin Liselotte von der Pfalz forderte sogar: „Gebt Freiheit euren Winden.“ Warum schneiden wir uns nicht eine Scheibe von unseren ungenierten Vorfahren ab und reden ganz offen und ehrlich über Blähungen?
Keine Sorge: Zwei, drei Pupse am Tag sind noch keine Blähungen. Im Gegenteil: Bis zu 24 Pupse täglich sind völlig normal und sogar gesund. Ist die Luft erst einmal raus, fühlt sich der Darm erleichtert. Doch was, wenn uns öfter als 24-mal täglich ein kleines Malheur passiert oder sogar weitere Beschwerden hinzukommen? Das klingt verdächtig nach Blähungen. Aber was ist das überhaupt, wie entstehen Blähungen, auch als Flatulenz bezeichnet, und was können wir gegen das Dauerpupsen tun?
Was sind Blähungen?
Luft im Darm ist völlig normal. Zum Teil wird diese einfach während der Nahrungsaufnahme mit runtergeschluckt, aber sie kann auch im Darm gebildet werden. Hinter dieser Entstehung stecken Dickdarmbakterien. Wenn sie unverdaute Nahrungsbestandteile zersetzen, bilden sich unter anderem Gase wie Methan oder Kohlendioxid. Ein fitter Darm wird den Gasen problemlos Herr. Entweder führt er sie als Darmwinde über den After ab oder sie werden über die Lunge ausgeatmet oder aufgestossen. Und schon ist die Luft raus.
Problematisch wird es erst, wenn sich zu viel Luft im Bauch anstaut. Bekommen es die Bakterien des Dickdarms mit zu vielen unverdauten Nahrungsbestandteilen zu tun, erledigen sie ihre Zersetzungsarbeit nur noch halbherzig. Umso mehr Gase sammeln sich im Verdauungstrakt an – zu viele, um sie über Lunge und After loszuwerden. Die überschüssige Luft bleibt im Darm zurück. Und je mehr Gase im Dickdarm, desto voller der Bauch. Wir fühlen uns aufgeplustert – selbst, wenn die letzte Mahlzeit schon länger zurückliegt.
Symptome von Blähungen
Oft kommt der Blähbauch nicht allein. Mit Bauchschmerzen und Rumoren macht er auf sich aufmerksam. Ein weiteres typisches Symptom bei Blähungen sind auffällig viele unangenehm riechende Darmwinde. Der Darm macht seinem Ärger buchstäblich Luft.
Ursachen von Blähungen
Blähungen haben unterschiedlichste Ursachen. Meist sind nur falsche Ernährungs- und Lebensgewohnheiten die Übeltäter der Flatulenzen. Gelegentlich stecken aber auch ernstere Ursachen dahinter. Werfen wir einen Blick auf die häufigsten Auslöser:
- Blähende Speisen und Getränke (z. B. Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln, Alkohol, Kaffee, kohlensäurehaltige Erfrischungen)
- Eilige Mahlzeiten: Wussten Sie, dass hastige Esser fast doppelt so viel Luft verschlucken wie langsame Esser? Und je mehr Luft im Dickdarm, desto wahrscheinlicher der Blähbauch.
- Der sprichwörtliche Knoten im Bauch: Stress und Angst stellen die Verdauung auf den Kopf.
- Schwangerschaft: Bei vielen werdenden Müttern arbeitet die Verdauung auf Sparflamme. Und je langsamer der Darm arbeitet, desto mehr Luft sammelt sich im Bauch.
- Magen-Darm-Erkrankungen: In seltenen Fällen sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Schuldigen – insbesondere bei Laktoseintoleranz oder Zöliakie. Hin und wieder stecken aber auch Magen-Darm-Erkrankungen wie Darmkrebs, Darmverschluss oder der Reizdarm dahinter – gerade hinter chronischen Blähungen.
Ein Pups kommt selten allein – Blähungen als Begleit-Symptom einer Verstopfung
Nicht selten ist Luft im Bauch ein unwillkommenes Mitbringsel des unbeliebten Überraschungsgastes Verstopfung. Blähungen gelten als eines der Begleit-Symptome einer Verstopfung.
Denn beim Verdauungsprozess entsteht Luft, die normalerweise mühelos nach außen entweicht. Bei einer Verstopfung werden den Darmgasen jedoch die Wege nach außen versperrt, sodass sich die Luft im Verdauungstrakt ansammelt und diesen ausdehnt. Die Folge? Ein Blähbauch, ein Druck- und Völlegefühl im Unterbauch, häufig auch Bauchschmerzen.
Was, wenn der Darm Blähungen als verschlüsselte Botschaft für eine Verstopfung nutzt? Finden wir es heraus. Werfen wir einen Blick auf unsere Symptom-Liste bei Verstopfung. Werden Sie bei dem einen oder anderen Anzeichen hellhörig, spricht vieles für einen trägen Darm:
- Seltener Gast: Der Stuhl lässt sich weniger als dreimal pro Woche bei Ihnen blicken.
- Nicht mehr der Alte: Wer ist das denn? Wir erkennen unseren Stuhl kaum wieder. Er ist trocken, klumpig und hart. Auch bei der Ausbeute schaltet unser Darm auf stur. Nur kleinen Mengen gewährt er Ausgang. Kein Wunder, dass wir uns nach dem Toilettenbesuch nicht so herrlich frei und erleichtert fühlen wie sonst.
- Längere Sitzung: Normalerweise geht es auf dem stillen Örtchen ganz fix. Ein paar Minuten und wir haben unseren Wohlfühl-Darm zurück. Doch plötzlich ist alles anders. Wir müssen dem Stuhl Beine machen. Nur mit Drücken und Pressen locken wir ihn heraus – ganz schön anstrengend.
- Eine Verstopfung kommt selten allein: So mancher überfüllte Darm hat Bauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit und Blähungen im Schlepptau. Und genau deshalb beschleicht uns bei Blähungen immer ein leiser Verstopfungsverdacht.
Die Luft im Bauch bekämpfen
Ein Candle-Light-Dinner mit Blähbauch, ein lauter Pups beim Team-Meeting, zorniges Grummeln im vollen Fahrstuhl – auf Fettnäpfchen wie diese können wir guten Gewissens verzichten. Zum Glück gibt es ein paar Hausmittel gegen Blähungen. So lassen Sie Dampf ab:
- Abwarten und Tee trinken: Heilpflanzentees sind bei Flatulenzen Gold wert – ob Anis, Fenchel, Melisse oder Salbei. Die Pflanzenpower wirkt nicht nur entblähend, sie lindert auch noch Bauchschmerzen.
- Wohlige Wärme: Nichts entspannt den Magen sanfter als Wärme. So gehören Kirschkernkissen und Wärmflaschen in jede Hausapotheke. Übrigens: Auch feucht-heiße Bauchwickel mit Kamille tun dem gestressten Darm gut.
- Wellness für den Darm: Leichte, kreisende Bauchmassagen mit verdünntem Fenchel-, Kamillen-, Melissen- oder Kümmelöl regen die natürliche Darmbewegung an, mildern Bauchkrämpfe und lösen Verspannungen.
- Jetzt wird es bitter: Bitterstoffe helfen der müden Verdauung auf die Sprünge. Bei bitteren Lebensmitteln wie Chicorée oder ein paar Tropfen Bittermittel aus der Apotheke verziehen wir zwar kurz das Gesicht, bringen dafür aber unseren Darm zum Lächeln.
- Die konzentrierte Kraft der Natur: Es gibt eine ganze Reihe an pflanzlichen Mittelchen, die die natürliche Power der Heilkräuter Anis, Fenchel, Kümmel & Co. bündeln – und zwar in konzentrierter Form als Kapseln oder Zäpfchen.
- Medikamente gegen Blähungen: Je nach Art der Beschwerden gibt das Medizinschränkchen auch einige Mittel gegen Blähungen her. Diese können zum Beispiel eine entschäumende, verdauungsfördernde oder krampflösende Wirkung haben. Bekannte entschäumende Wirkstoffe sind Simeticon und Dimeticon, die aufgrund ihrer physikalischen Wirkweise auch in Medizinprodukten zum Einsatz kommen. Ein krampflösender Wirkstoff, wie Butylscopolamin hilft der Darmmuskulatur sich zu entspannen. Fragen Sie dazu Ihren Arzt oder Ihre Ärztin oder die Apotheker:innen.
Jetzt hilft nur noch der Weg zum Arzt
In den meisten Fällen sind Blähungen also harmlos. Probieren Sie zunächst einfache Hausmittel gegen Blähungen und streichen Sie blähende Lebensmittel vom Speiseplan. Betreiben Sie Ursachenforschung: Woher kommen die Blähungen? Halten Ihre Darm-Beschwerden langfristig an oder kommen weitere Beschwerden hinzu, sollten Sie immer Ihren Arzt oder Ihre Ärztin konsultieren.
Blähungen vorbeugen – so geht’s
Gute Neuigkeiten: Blähungen lassen sich schnell und einfach vorbeugen. Mit diesen Tipps und Tricks ist die Luft bald raus:
- Immer mit der Ruhe: Warum schlingen, wenn Sie auch genießen können? Nehmen Sie sich Zeit, kauen Sie gründlich und verschieben Sie die Gespräche auf später.
- Darmfreundliche Gewürze: Anis, Majoran, Kümmel und Koriander schmecken dem Darm ausgezeichnet.
- Leichte Kost: Tauschen Sie üppige, fettreiche Mahlzeiten gegen leichte Kost. Wie wäre es in der Mittagspause mit einem frischen Sommersalat anstelle von Currywurst mit Pommes? Dann hat der Darm nachmittags weniger zu tun.
- Nein zu „explosiven Lebensmitteln“: Bei Hülsenfrüchten, Kohlgemüse, Zwiebeln, unreifem Obst oder ofenfrischem Brot haben Blähungen leichtes Spiel. Nicht ohne Grund heißt es: „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen.“
- Darm-Fitness: Sport und Bewegung halten die Verdauung fit – ob Schwimmen, Nordic Walking oder Pilates. Gute Nachrichten für alle Sport-Muffel: Wer sich nach dem Essen nicht zum Yoga aufraffen kann, macht einen kurzen Verdauungsspaziergang. Schon zehn Minuten täglich halten den Darm in Form.
Was sind Blähungen?
Bei der Zersetzung unverdauter Nahrungsbestandteile durch Darmbakterien bilden sich Gase im Bauch. Sammelt sich zu viel Luft im Bauch an, kommt der Darm nicht mehr hinterher: die Gase stauen sich und es kommt zu Blähungen.
Wann sind Blähungen chronisch?
Aus medizinischer Perspektive sind Blähungen weder einheitlich definiert noch klassifiziert. Mediziner:innen unterscheiden häufig zwischen:
- Flatulenz: eine erhöhte Gasbildung im Magen-Darm-Kanal, sowie das vermehrte Entweichen dieser Darmgase über den Anus
- Meteorismus: die subjektive Empfindung eines Blähbauchs (geblähter Abdomen)
- Aerophagie: das vermehrte Schlucken von Luft
Blähungen im erweiterten Sinne sind jedoch kein eigenständiges Krankheitsbild und treten vielmehr als Symptom auf – am häufigsten bei einer funktionellen Verdauungsstörung sowie bei einem Reizdarmsyndrom. Doch auch bei Patient:innen ohne funktionelle Darmbeschwerden oder Vorerkrankung kann es zu Blähungen kommen.
Blähungen: wann zum Arzt?
Meist sind Blähungen harmlos und auf blähende Lebensmittel oder zu hastiges Essen zurückzuführen. Halten die Symptome allerdings an, verstärken sich die Beschwerden oder kommen weitere Beschwerden hinzu, sollten Sie einen Arzt konsultieren.
Wie kann man Blähungen vorbeugen?
Um Blähungen vorzubeugen, sollten Sie ihr Essen immer in Ruhe verzehren und gründlich kauen. Verwenden Sie darmfreundliche Gewürze wie Anis oder Kümmel. Wählen Sie leichte Kost und vermeiden Sie blähende Lebensmittel wie Kohlgemüse, unreifes Obst und Hülsenfrüchte. Halten Sie sich und Ihren Darm durch ausreichend Bewegung fit.
Quellenverzeichnis
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